Sorbische Geschichtstafel
Serbske stawizniska tafla
Jahr | Ereignis |
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500-600 | Besiedelung des Gebietes zwischen Oder, Erz- und Fichtelgebirge, Saale und Frankfurt/Oder durch etwa zwanzig sorbische Stämme. |
631 | Erste urkundliche Erwähnung der Sorben in der Chronik des Fredgar. |
990 | Mit den Milzenern in der Oberlausitz verliert der letzte sorbische Stamm seine politische Unabhängigkeit. |
1000-1100 | Innerer Landesausbau durch sorbische Bauern. |
1150-1300 | Einwanderung fränkischer, flämischer, thüringischer und sächsischer Bauern. |
1200-1300 | Kloster- und Städtegründungen in der Lausitz. |
1293/1327 | Verbot der sorbischen Sprache in Bernburg/S., Altenburg, Zwickau und Leipzig. |
1405 | Aufstand deutscher und sorbischer Handwerker in Bautzen. |
um 1530 | Sorbischer Bürgereid in Bautzen, das älteste bekannte sorbische Schriftendenkmal. |
1548 | Erste sorbische Bibelübersetzung durch Mikławš Jakubica. |
1574 | Erstes gedrucktes sorbisches Buch, ein Gesangbuch mit Katechismus von Albin Moller. |
1706 | Übersetzung des Neuen Testaments durch Michał Frencel ins Obersorbische. |
1709 | Herausgabe des Neuen Testaments durch Bogumil Fabricius in niedersorbischer Sprache. |
nach 1750 | Anfänge eines bürgerlichen sorbischen nationalen Bewusstseins; deutsche und sorbische Aufklärer beschäftigen sich wissenschaftlich mit der sorbischen Geschichte, Kulturgeschichte und Sprache. |
1790-1794 | Bauernunruhen in der Lausitz unter dem Einfluss der Französischen Revolution. |
1809-1812 | Herausgabe einer sorbischen Monatsschrift durch den Bautzener Zimmermann Bohuchwał Dejka. |
um 1840 | Entstehung einer sorbischen nationalen Bewegung mit dem Ziel, sorbische Sprache und Kultur zu erhalten. |
1841/1843 | Herausgabe der zweibändigen "Volkslieder der Wenden in der Ober- und Niederlausitz" durch Jan Arnošt Smoler und Leopold Haupt, eine "Enzyklopädie der sorbischen Volkskunde". |
1842 | Gründung der Zeitung "Tydźenska Nowina" durch Handij Zejler und Jan Arnošt Smoler, Vorläuferin der heute noch erscheinenden "Serbske Nowiny". |
1845 | Erstes sorbisches Gesangsfest in der Lausitz unter der Leitung von Korla Awgust Kocor; Auftakt der sorbischen bürgerlichen Musikkultur. |
1845/1847 | Gründung der wissenschaftlichen Gesellschaft "Maćica Serbska". |
1848/1849 | Entstehung sorbischer Bauernvereine in der Oberlausitz; Forderung nach sozialen und nationalen Rechten ("Sorbische Bauernpetition"), nach Gleichberechtigung der sorbischen Sprache und Kultur in der Schule, Kirche und vor Gericht ("Große Petition der Sorben"). |
1854 | Erste große Auswanderungswelle von Sorben nach Texas und Australien; Gründung sorbischer Siedlungen. |
um 1875 | Herausbildung der "Jungsorbischen Bewegung" unter Führung von Arnošt Muka und Jakub Bart-Ćišinski; forciertes Auftreten gegen nationale Unterdrückung im Deutschen Reich und für stärkere Entfaltung der sorbischen Kultur. |
1877 | Nationalepos "Nawoženja" (Der Bräutigam) von Jakub Bart-Ćišinski; Höhepunkt der klasischen sorbischen Dichtung im 19. Jahrhundert. |
1912 | Gründung der Domowina als Dachverband von 31 sorbischen Vereinen. |
1937 | Verbot der Domowina und jeglichen sorbischen kulturellen Lebens; Ausweisung sorbischer Lehrer und Pfarrer aus der Lausitz. |
1945 | Neugründung der Domowina. |
1948 | "Gesetz zur Wahrung der Rechte der sorbischen Bevölkerung" in Sachsen. |
1950 | Regierungsverordnung zur "Förderung der sorbischen Volksgruppe" in Brandenburg. |
bis 1958 | Gründung zahlreicher sorbischer staatlicher Institutionen zur Förderung des national-kulturellen Lebens. |
1964 | Neuregelung des sorbischen Schulunterrichts führt zu drastischem Rückgang der Teilnehmer am sorbischen Sprachunterricht. |
1966 | I. Festival der sorbischen Kultur, dem bis 1989 sechs weitere folgten. |
1989 | Die sorbische Nationalversammlung ruft zum nationalen Dialog auf und fordert von der Domowina eine grundlegende Wende; Wiederbelebung des sorbischen Vereinswesens. |
1992 | Verfassungen der Länder Sachsen und Brandenburg garantieren den Sorben ihre Rechte. |
1994 | Brandenburger Landtag beschließt das "Gesetz zur Ausgestaltung der Rechte der Sorben (Wenden) im Land Brandenburg", das "Sorben(Wenden)-Gesetz"; der Bundestag lehnt Festschreibung verbindlicher Rechte und Garantien für Sorben und andere Minderheiten ab. |
1999 | Sächsischer Landtag beschließt das "Gesetz über die Rechte der Sorben im Freistaat Sachsen", das "Sächsische Sorbengesetz"; Stiftung für das sorbische Volk wird selbstständig. |
Quelle: Peter Kunze, "Kurze Geschichte der Sorben", 2001